***** Fast zwei Jahre war Joe Cocker wie vom Erdboden verschwunden, als er 1978 mit dem Luxury You Can Afford wieder auftauchte. Seine letzte Veröffentlichung Stingray aus dem Jahre 1976 war völlig untergegangen und der Musikgeschmack des Publikums hatte sich seit dieser Zeit gewaltig verändert, so daß eine neue Joe Cocker Platte im Jahre 1978 ebenfalls gnadenlos absaufen müßte. In Zeiten von Punk, New Wave und Discosound wirkte Joe wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Und das erste Anhören von Luxury You Can Affort bestätigte, Joe Cocker hatte sich musikalisch kein bißchen verändert. Das Album knüpft nahtlos an seine Veröffentlichungen der Jahre 1968 bis 1976 an. Und genau das macht den Reiz dieser Produktion aus, denn im damaligen Wust von schnell produzierten Hitproduktionen wirkt sie sehr erfrischend.<br>Das Cover präsentiert einen recht entspannten Joe Cocker, er schien zu diesem Zeitpunkt seine massiven Alkohol- und Drogenprobleme überwunden zu haben. Und auch stimmlich zeigt er sich in einer ziemlich guten Verfassung wie schon Ende der 60er-, Anfang der 70er Jahre. An letzteren hatte mit Sicherheit Produzent Allen Toussaint einen großen Anteil, der Joes tolle Stimme in den einzelnen Stücken optimal in Szene setzen konnte. Die insgesamt 11 Stücke sind allesamt Fremdkompositionen, aber Joe schafft es wie immer, ihnen mit seiner einmaligen Art so viel neue Aspekte abzugewinnen, daß sie klingen, als wären sie extra für ihn geschrieben worden. Man merkt sofort, hier ist ein Sänger am Werk, der Lieder nicht bloß nachsingt, sondern ihnen neues Leben einhaucht, sie teilweise durchlebt.<br>Das Album beginnt gleich mit einem echten Knüller und zwar mit Fun Time aus der Feder von Allen Toussaint. In diesem leider nur 2:36 Minuten langen Stück vermischen lockerer Southern-Rock mit Karibik-Feeling. Dieses unglaublich mitreißende Stück hätte auch einem Eric Clapton gut zu Gesicht gestanden. Als Singleauskopplung war Fun Time im Herbst 1978 ein mittelprächtiger Hit in den USA und bescherte Joe nach über 3 Jahren wieder einmal einen Singlehit (der letzte war Anfang 1975 You Are So Beautiful).<br>Bob Dylans Watching The River Flow wurde in ein äußerst attraktives Southern-Rock Gewand mit schönen Bläasereinlagen gepackt. Boogie Baby ist ein langsamer, wie für Joe geschaffener Blues. Als langsamer Bluesrock kommt der Klassiker A Whiter Shade Of Pale daher, toll gespielt von Joe toll gesungen. Wie so viele vor und nach ihm erreicht auch er nicht die magische Atmosphäre des Originals von Procol Harum, trotzdem gehört seine Interpretation von A Whiter Shade Of Pale zu den besten Coverversionen dieses Ausnahmestücks. Das flotte I Cant Say No ist im Grunde nichts besonderes, weiß aber dennoch zu überzeugen. Joe singt nicht nur, sondern er spielt auch Mundharmonika. Southern Lady ist eine weitere sehr schöne Bluesballade (mit Dr. John am Piano). I Know (You Dont Want Me No More), What You Did To Me Last Night und Joes Interpretation des Motown-Klassikers I Heard It Through The Grapevine sind drei kraftvolle Titel, in der sich Joe zeitweise stimmlich richtig austoben kann. Ganz toll an diesen drei Stücken ist der Backgroundchor bestehend aus Ann Lang, Clydie King und Mona Lisa Young. Mit Lady Put The Light Out und Wasted Years zeigt Joe, wo seine Stärken liegen und zwar in bluesbetonten Balladen. Er packt so viel Gefühl in seine Interpretationen hinein, daß man meinen könnte, er singt nicht, er leidet förmlich.<br>Alles in allen ist Joe Cocker mit Luxury You Can Afford ein sehr gutes Album gelungen, und das zu einer Zeit, als es ihm gesundheitlich nicht sonderlich gut ging. Für den breiten Massengeschmack ist dieses Album vielleicht nicht unbedingt geeignet, Cocker Fans werden es mögen. |